Klimagewalten


Interdisziplinäre Fortbildung
Sturmtief Friederike, Überschwemmungen, Erdrutsche, Dürren ‒ alles vom Menschen gemacht, Folge des Klimawandels? Diese Frage stellt sich, wird jedoch von Wissenschaftlern ganz unterschiedlich bezüglich der Ursachen und Auswirkungen beantwortet.
Veränderungen der Temperaturen, der Niederschlagshäufigkeit mit enormen Konsequenzen für Lebensräume, Ernten und Jagderfolge hat es seit der Besiedlung Europas gegeben. Noch gravierender sind Einschnitte im sozialen Zusammenleben, der Produktivität, im Wertekanon während der Kleinen Eiszeit zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert gewesen. Selbst der Ausbruch der großen Seuchen (Pest und Cholera) und die Hexenverbrennungen als soziale Schuldzuweisungen werden zu Klimaveränderungen in Beziehung gesetzt.
Noch weiter zurück in der Zeitenrechnung geht eine Sonderausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle/Saale.
„Klimagewalten ‒ Treibende Kraft der Evolution“, so der Titel, wurde hervorragend kuratiert von den Wissenschaftlern der Martin-Luther-Universität und des Landesmuseums, unterstützt von zahlreichen Museen auf der ganzen Welt.
Die Ausstellung ist fokussiert auf die Entwicklung der Säugetiere in den letzten 65Millionen Jahren, auf deutlich wärmere Zeiträume, in denen eine überaus reiche Flora und Fauna entstand. Kältere Abschnitte brachten auch Einschnitte in der Primaten-Evolution. Die frühen Menschen wurden von hilflos Gejagten zu Jägern mit überraschender kultureller Identität. [vgl. Flyer der Ausstellung]
Um diese Eindrücke aufzunehmen, begaben sich am Samstag, dem 13.Januar 2018, die Biologie-Lehrer des Gymnasiums, interessierte Kollegen auch anderer Schulformen, Referendare, Studenten und Ehemalige nach Halle zur Fortbildung.
In einer besonders gelungenen Führung durch eine Archäologin gelangen tiefgründige Einsichten und auch echte Zugewinne. Zeugen der Klimaveränderungen, Tiere, Pflanzen, menschliche Siedlungsreste, eine Neubetrachtung der Theorie des aufrechten Ganges und auch Interpretationsversuche für Fossilien in der Vergangenheit wurden allesamt getoppt durch die lebensgroßen Nachbildungen im Atrium des Museums. In einer exzellenten präparatorischen Arbeit werden ein Mammut-Bulle und ein Kalb gezeigt, die von Höhlenlöwen angegriffen werden!
Alle Teilnehmer der Fortbildung waren überaus begeistert und wünschten sich diese Ausstellung als Ziel einer Exkursion im Biologie-Unterricht der 10. Klassen und im Wahlpflicht-Unterricht Biologie/Chemie.
Bis zum 21.Mai 2018 ist die Sonderausstellung geöffnet und eine Empfehlung für die Winter- oder Osterferien.
Der Ausstellungskatalog ist ebenfalls besonders gelungen.
http://www.lda-lsa.de/landesmuseum_fuer_vorgeschichte/
Eine weitere Literaturempfehlung: Wolfgang Behringer, Kulturgeschichte des Klimas, München 2007.
Eva-Maria Kelle