Auf und im Wasser unterwegs

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Synchron, kraftvoll, ausdauernd, koordiniert, schnell, kälteresistent und im Gleichgewicht - alles "must have", um in drei Tagen mehr als 50km, zum Teil gegen den Strom, stehend oder rückwärts fahrend, bei allen Wettersorten, im Kayak oder im Kanadier, zu meistern und zum Abschluss noch das Boot um die Schleuse tragen und eine T-Bergung in 13°C "warmen" Wasser zu demonstrieren. Aber eins nach dem anderen.

Wenn der WPU-Kurs Sport und Gesundheit mit seinen Coaches das Gelände von "Fluss und Zeit" betritt, kommt auf beiden Seiten sofort große Freude auf - seit einigen Jahren sind sie hier gern gesehene Gäste. Papa Baatz ist gerade dabei, die Pappelpollen aus den Tippis zu saugen - mit etwas Phantasie glich der weiße Flaumteppich einer Schneedecke, und schon beginnen die Augen zu jucken und die Nase zu laufen. "Wo sind meine Cetirizin?"

Ziel des ersten Tages ist das Anfreunden mit dem Fortbewegungsmittel. Beim Parteiball lernt die Sportgruppe Unstrut und Kajak kennen und übt sich anschließend im synchron Paddeln gleich mal gegen den Strom die Unstrut hinauf. Noch im Zickzack werden aus 8km problemlos das Doppelte, und während die Biologen die neuen Fellbewohner am Flussufer studieren, klagen die ersten über Blasen an den Händen, Konditionsschwächen, Hunger, nasse Sachen und Frieren. Da Außen- und Wassertemperatur sowie die Wind- und Wetterverhältnisse heute als suboptimal eingeschätzt werden, verzichtet das Ausbilderteam zunächst auf die T-Bergung, ein absolutes "must-do" in der Kanuausbildung. Der Gang zum Schokoriegelbeschaffen in dem Supermarkt auf der anderen Flussseite gestaltet sich dann - wie soll es anders sein - sportlich, denn die Brücke ist gesperrt und der Weg zum Ziel um ein Vielfaches aufwändiger. Aber was solls - der Appetit auf das wohl verdiente Leckerli setzt die müden Glieder erneut in Bewegung.

Nach einer kühlen, windigen und pollenreichen Nacht und einem tollen Frühstück werden die Wasserwanderer nach Wendelstein gebracht und lernen auf den 18km nach Karsdorf den Kanadier und das Stechpaddel kennen. Einer links, einer rechts, natürlich synchron, und Nummer 3 mal links, mal rechts, für eine effiziente Streckenführung. Und immer mal die Seite wechseln, damit die Rückenmuskeln nicht einseitig belastet werden. Zwischendurch dann immer mal eine Aufgabe, damit das Ganze kurzweilig bleibt. Neben Wettrennen, Slalomfahren, knieend, stehend und rückwärts fahren, werden auch mal die Positionen im Boot getauscht und so die Fahrsicherheit weiter gefestigt. Die Biologen beobachten nebenbei weiter die Biozönose am Wasser, freuen sich mit den Bibern, Nutrias und Sumpfschildkröten über den Vogelnachwuchs unzähliger Wasservögel, schauen den Libellen beim Paaren zu und bestimmen die ein und andere Blume am Wasser. Und ja, dann muss es sein. Kurz vor Rückkunft sind Boote zu kentern und durch ein Helferboot wieder aufzurichten. Die  Bootbrüchigen, brrrrr ist das kaaaaalt, schieben und die Helfer ziehen das gekenterte Boot mit der Spitze auf das Helferboot, drehen es um, damit das Wasser herauslaufen kann, drehen es wieder zurück und helfen dann den Bootbrüchigen beim Einsteigen. Namengebend ist dabei der Großbuchstabe T, der aus der Vogelperspektive betrachtet durch die beiden Boote gebildet wird. Da die Rettungsweste, ein absolutes Muss beim Wasserwandern, Auftrieb aber keine Wärmedämmung verspricht, endet der Tag mit dem Wettrennen zu den beiden Duschen.

Die Nacht zum Finaltag ist deutlich kühler. Rettungsdecken, Sitzkissen und alles, was den Wärmeverlust von unten eindämmt, finden dankbare Abnehmer. Gut gestärkt setzen wir in Karsdorf ein und paddelen in Kajaks Richtung Freiburg. Abwechslungsreich werden die 20km durch die Schleusen, die abwechslungsreiche Landschaft und die noch vielfältigere Tierwelt. Kurz vorm Ziel wartet dann eine bisher noch unbekannte Übung auf die Halbstarken - Boot umtragen: Kajak aus dem Wasser heben, den Hang hinauf hieven, ca. 100m durch Gras ziehen und dann auf einer Bootrutsche wieder ins Wasser lassen. Neben Teamarbeit und Armkraft ist nun jemand gefragt, der die Rutsche nass hält - Ellen hat das prima gemacht! Zum neuen Bootshaus sind es nun nur noch ein paar hundert Meter. Schildkröten sonnen sich auf den Ästen am Ufer, während die Crew die Boote verräumt und in der Sonne chillt.

Wieder zurück in Karsdorf werden die Kanuten wieder mit einem leckeren Abendessen belohnt. Gemeinsam wird spielend der Abend verbracht und am anderen Morgen der Platz aufgeräumt und, wie gehabt, supersauber verlassen, freut sich Familie Baatz. Und gerne dürfen alle (wieder) kommen, die genau so ihren Schulalltag bereichern möchten.

 

Text und Foto: Katja Schanz

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